Offene Bühne: „Absinto Orkestra“ fasziniert das Publikum im Restaurant Zorbas mit temperamentvollem Sinti-Jazz

„Naga Mahwyn“ sagen die Chippawa-Indianer, wenn sie „Singen“ meinen: So heißt auch das Duo, das eine wiederum erstaunliche Offenen Bühne im Restaurant „Zorbas“ am Dienstagabend eröffnete. Zdenka Mrla und Wolfgang Haselberger entführten die Gäste in die Klangwelt der Indianer, Spanier und in den Rock- und Popbereich, „Absinto Orkestra“ zogen das Publikum mit auf eine Welle von Leichtigkeit, Temperament und Geschwindigkeit.
Der selbsternannte Liedermacher Christian Lauffs ließ das wallende Blut gleich wieder abkühlen und intonierte Eigenkompositionen von der Zerstörung der Natur und ein erstes Liebeslied: „Jeder gute Liedermacher muss auch einmal die Liebe besingen“, stellte Lauffs fest.

Eigentlich hätte die Schülerband „Improved“ auftreten sollen, doch schon zum zweiten Mal hatten die Schüler aus Lampertheim und Hofheim kurzfristig abgesagt: „Ich bleibe aber dran“, versprach Musikkiste-Vorsitzender Eberhard Petri, der den Musiknachwuchs schon mal für Juli ankündigte.

Also machten der barfuß auftretende Wolfgang Haselberger: („damit ihn die Musik nicht aus den Schuhen haut“) und Zdenka Mrla, die mit ihrer angenehmen Stimme jede Art von Sprache zur Melodie der Gitarre und Mandoline perfekt rüberbrachte, den Anfang. Da wunderte es auch nicht, dass die beiden sympathischen Sänger und Songwriter den Styx-Ohrwurm „Boat on the River“ ganz locker zu „Ä Loch iss im Bood“ umgedichtet hatten. „Unn dabei iss die Messitch: mach disch ned verrickt“, folgte – ganz logisch – die Erklärung am Ende.

Eigene Stücke wie „Echo of your mind“ oder „Drifting away“, das als Zugabe noch einmal zu hören war, erklangen als rockige Balladen und gefielen dem stark applaudierenden Publikum.

„Wie ein guter Absinth: feurig-expressiv und euphorisierend“: Dieser Ankündigung wurden die Musiker von „Absinto Orkestra“ voll und ganz gerecht. In einem mitreißenden Mix aus Lebensfreude des Sinti-Jazz und der Melancholie der Roma-Lieder faszinierten sie die Bühnen-Gäste, die gern noch länger dieser fesselnden Musik gelauscht hätten.

Heiß und bittersüß donnerten die Klänge der perfekt gespielten Geige ins Gehör, zogen geradezu an den Haarwurzeln, ließen eine wohlige Gänsehaut entstehen, um gleich darauf wieder in die Fußspitzen zu fahren und dort für rhythmisches Zucken zu sorgen.

Puszta-Gefiedel und Hey-Rufe rissen mit und heizten für Stimmung an. Ganz sacht und leise gezupft und gestrichen sorgten Geige, Gitarren und Kontrabass für Entspannung. Sie hatten ihr Publikum fest im Griff: Hans Bender impulsiv am Kontrabass, Stefan Ölke blitzschnell an Mandoline und akustischer Gitarre, Johannes Reinig leidenschaftlich und temperamentvoll an der Violine und Joachim Schappert ganz versunken in sein Gitarrenspiel.

„Das war unser Demo-Auftritt“, verriet Stefan Ölke. Denn es gibt ein Wiedersehen mit den heißen Musikern beim Ohrenschmaus 2009.

Ganz anders, aber nicht schlecht – dabei ganz leise – hob Christian Lauffs mit seinem Gesang gewissermaßen den Zeigefinger: „Die letzten Giganten“ beschrieb das Schmelzen der Gletscher; die Ode an Antoine de Saint-Exupéry das mysteriöse Verschwinden des Schriftstellers und „Als wenn dieser Tag der letzte wär“ eine Liebe, die Zeit braucht.

Termin
Die nächste Offene Bühne verspricht am 3. Juni (Dienstag) mit „Jamslam“ und dem Kleinkünstler Daniel Helfrich wieder ein buntes Programm.